Montag, 15. September 2014

Vom bayrischen Kölsch und dem amerikanischen Mittelmeer...

Freunde der Nacht... Habe ich mich eigentlich schon einmal darüber beklagt, dass das Wochenende viel zu schnell vorbei ist? Das kommt immer viel zu langsam daher geschlichen und dann sprintet das immer an einem vorbei. Unfassbar aber nun gut. Es ist also schon wieder Montag, ich sitze im Büro und freue mich schon wieder auf den Feierabend. Der ganz normaler Büroalltag also.

Statt mit dem Fahrrad die Stadt zu erkunden, bin ich dieses Wochenende mit dem Porsche meines Chefs ( mit samt Chef und seiner Gattin) nach McCall gefahren. Nein, meine werten Damen und Herren, es handelte sich dabei nicht um die 911 Version, bei der ich mich vermutlich aus Platzgründen mit meinem 1.86 m aufs Dach hätte kleben müssen. Nein, glücklicherweise handelte es sich um einen Porsche mitsamt Rücksitzbank UND Kofferraum, den Cayenne. 
Back to topic:  
 McCall ist ein typisches kleines amerikanisches Bergstädtchen ca. 2 Stunden entfernt von Boise. Für Amerikaner ein absoluter Katzensprung, für einen Deutschen völlig unverständlich wie man diese Strecke zwei Mal fahren kann innerhalb von 4 Tagen, weil man gucken muss ob (Originalzitat an dieser Stelle) "...das Bild auch zu Hause zu Kaminsims passt und vor allem zu den anderen Bildern, der Rahmen ist ja so speziell". Hallo Umwelt, wir reden dann in 20 Jahren nochmal miteinander. 

Nun gut, ich habe mich also trotz der Bedenken hinsichtlich der Umwelt angeschlossen. Immerhin haben wir eine Fahrgemeinschaft gebildet, mein schlechtes Gewissen war also etwas besänftigt. 
Die Fahrt führte durch die Berge im Norden vom Boise, die zunehmlich grüner wurden. Die Route führte entlang eines Flusses, dem Payette River, einem wahren Paradies für Rafting und Kayak Fans aus dem gesamten Bundesstaat. Lustig war allerdings, das vielen anscheinend erst nach der lustigen Flussfahrt aufgefallen war, dass man ja auch wieder irgendwie an seinen Ausgangspunkt zurückgelangen musste. So war die Straße an vielen Stellen gesäumt von Trempern, die triefnass auf Mitfahrgelegenheiten hofften um die verweisten Autos wieder zum Leben zu erwecken. Ein Spektakel, welches für viel Redestoff im Auto geführt hat. 
Auf so einer doch eher schon längeren Fahrt sind natürlich immer die Cops ein Thema. Wir haben zweimal den Town Cowboy von Horseshoe angetroffen, einmal auf dem Hinweg um 14 Uhr und einmal auf dem Rückweg um 21 Uhr, an gleicher Stelle, am Knöllchen verteilen. Idyllisch dieses Leben als Straßen Cop in Horseshoe,Idaho. Ich glaube ich schule um...

Durch die Berge fährt auch noch ein Zug, die Thunder Mountain Line. Obwohl, nein ich korrigiere, er kriecht wohl eher über die Schienen: Kaffeefahrt deluxé mit wunderschöner Aussicht , den ganzen lieben langen Tag lang, angefangen in Horseshoe mit unserem lieben Möchtegern Supercop, bis hoch nach Cascade. Patti, die Frau von meinem Chef hat mir erzählt, es würde sogar
Sonderfahrten mit diesem Zug geben, s.g. Clue Fahrten, benannt nach dem weltbekannten Spiel. Die Passagiere müssen dann also während der Fahrt Detektive spielen. Eigentlich ganz witzig, aber ich hätte mehr Angst, dass das Spiel zur Realität wird. Also doch lieber die Fahrgemeinschaft...

Nach 2 Stunden wirklich angenehmer Fahrt über Berg und durchs Tal, sind wir dann da. McCall ist wirklich traumhaft schön und perfekt gelegen. Die Stadt mit ihren knapp 1500 dauerhaften Einwohnern wird im Sommer und im Winter vom Saisontourismus heimgesucht. Schon alleine deswegen ist die Stadt gesäumt mit vielen kleinen Hotels, Motels und vor allem den ganzen "kleinen" Cabin, die sich um die Stadt herum verteilen. Das was ich unter einem Cabin (z. Deutsch: Wochenendhaus) verstehe, übertreibt der hier ansässige Amerikaner gerne mal wieder. Die meisten Häuser, die hier als "Wochenendhäuser gehandelt werden haben sicherlich über 300 m² Wohnfläche. Nicht ganz so schlecht wenn man bedenkt, dass dies ja nur die Zweithäuser oder womöglich noch Dritthäuser der Leute sind. Kinder, es geht definitiv schlechter... 
Allerdings muss man diese Zweithäuser immer gut verschließen, da wohl die Bären gerne mal die Küchen beherbergen und sich über die süßen Sachen hermachen. Irgendwie witzig die Vorstellung.
Nicht den Elefanten im Porzellanladen zu haben, sondern den Bären mit Omas Keramikschüssel rumhantieren zu haben... Lustige Vorstellung...

McCall ist aber nicht in erster Linie für seine SchickiMicki Society bekannt sondern für 2 andere Sachen:
1. Den See, an dem diese kleine Stadt liegt: wunderschön weitläufiges Bergpanorama, mit eiskaltem Wasser, was viele Wassersportler anzieht und natürlich so Sonnenanbeter wie mich. 
An dem kleinen, künstlich angelegten Strand gab es aber nicht nur die ein oder andere Augenweide zu bewundern, sondern auch ein paar Kunstwerke. Hier ist jetzt wirklich mal Ernst angebracht und kein Sarkasmus zu finden... Es befand sich u.a. eine  "Before I Die" Tafel dort, auf der jeder Besucher sich verewigen konnte. Eine wie ich finde sehr schöne Idee. 


2. Viele kleine Brauereien: Mein Chef ist ein großer Bierfan und probiert gerne neue Sachen aus. In McCall gibt es viele kleine private Brauerein und natürlich mussten wir dort auch in eine Brauerei mit angeschlossenem Resteraunt gehen, um ein Bier zu trinken. 
Als ich die Bierkarte las, direkt der erste Schmunzler: Kolsch und Dunkleweizen kommen mir doch extrem bekannt vor. Den nächsten Schmunzler gab es als ich die Beschreibung der einzelnen Biere las, aber seht selbst.
Besonders das Kolsch hatte es mir an getan. Jeder Kölner würde sich jetzt tierisch aufregen, wenn er ein Kölsch mit leichtem Weizeneinfluss trinken müsste. Aber ich dachte, dass kriegste sonst nirgendwo, das nimmst du.
Kurz noch den Altersnachweis erbracht, wobei kurz an dieser Stelle auch wieder relativ ist, weil ich ja nur einen deutschen Personalausweis habe und bis man darauf mal die Zahlen des Geburtsdatums gefunden hatte als kompetente Servicefachkraft... Aber das hatte Ingri, so hieß unsere Bedienung nämlich, wie ich später erfuhr , dann auch souverän gelöst, und so bekam ich dann tatsächlich ein Kolsch.  Den Geschmack würde ich jetzt als eher süßlich einordnen, halt eine Mischung aus Pilsbier und Weizen... Irgendwie kriegen die Amis mich nicht mit ihrem Bier, das war damals schon so mit dem pelzig ekligen Bah-Bud-Light Gedönse  und das war jetzt auch nicht anders. Es war okay, aber nicht mehr. Es wird also weiter gesucht. 

Nach der Brauerei sind wir dann nochmal runter zum See und etwas rumgelaufen und haben die Abendsonne genossen. Bei 28°C und Sonnenschein habe ich fast gedacht, ich wäre am Meer, aber halt auch nur fast... 
Wichtig ist allerdings auch noch, dass man beim überqueren der viel befahrenen Hauptverkehrsstraßen immer wert auf seine Sicherheit legt und den Kindern ein Vorbild ist. Zum Queren der Straße haben sich die Einwohner von McCall etwas was ausgefuchstes ausgedacht. Um Stromkosten zu Sparen und um wahrscheinlich den Touristen vom Einheimischen zu unterscheiden, sind an allen Fußgängerüberwegen, allgemein auch als Zebrastreifen bekannt, orangenen Fahnen angebracht. Diese soll man beim überqueren der Straße benutzten. Ein heiden Spaß für alle Beteiligten. 
Nach dem Spaß im Straßenverkehr haben wir dann noch etwas in der Abendsonne gesessen und Livemusik gehört von einer 2-Mann Band die auf einer Bühne vor rund, na gut sagen wir mal 15 Zuschauern gespielt hat. Eigentlich schade, aber dafür war die Atmosphäre echt super. Es gab einen Bierwagen, an dem die Techniker und der Bierverkäufer an sich vermutlich die besten Kunden waren und ein Baumstämme auf denen man sitzen konnte. Das alles in der Abendsonne... Freunde es kam mir vor wie einem super schlechten Western, aber es war trotzdem schön. 
Der Rückweg war dann eher ruhig und konzentriert. Wie in jedem Staat Nordamerikas ist in Idaho die Unfallquote mit Rehbeteildigung auch sehr hoch und auch wenn Tom Norweger ist und schmale, kurviger Straßen gewohnt ist, war ich doch froh, dass wir diese Quote nicht erhöht haben und die Rehe immer rechtzeitig gesehen haben. 


Ansonsten war das Wochenende eher ruhig. Es wurde gewaschen, geputzt, gelernt... Ich bin ja leider nicht nur zum Spaß hier und ab Mitte November ruft ja auch schon wieder die Uni. Superklasse wird das...nicht.


To be continued!



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